Neue Wege

RS

28. November 2022
28. November 2022 / RS

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Wenn das mal gut geht!

Mitten im Leben noch einmal mit etwas ganz Neuem beginnen, erfordert nicht nur Mut, vielmehr zieht das Vorhaben skeptische Blicke auf sich: Wenn das mal gut geht! Doch für den ein oder anderen ist dies genau der richtige Zeitpunkt, etwas zu verändern. 

Mit Soziologie oder gar Theologie hatte Margarete G. Zeit ihres Lebens nichts zu tun. Mit 16 Jahren war sie in das Berufsleben eingestiegen, hatte mehr als zwanzig Jahre als Beamtin in der  Verwaltung einer öffentlichen Einrichtung  Arbeit geleistet. Eigentlich war sie zufrieden in ihrem Job; die Arbeitszeiten waren geregelt und recht gut bezahlt. In stillen Minuten packte sie stets das Gefühl, als warte da noch eine andere Art von Arbeit auf sie. Arbeit die sie voll und ganz begeistern und ausfüllen würde. Bis zu dem Tag, als sie in Kontakt kam mit Leitungen von Senioren- und Hospiz-Einrichtungen sowie Kinderheimen. Überall fehlten finanzielle Mittel, die jeweiligen Einrichtungen mit Unterstützung von gut geschultem Fachpersonal und technischen Knowhow gut in die Zukunft zu führen. Zu diesem Zeitpunkt war Margarete G. 42 Jahre alt. Sie belegte einen Fernkurs, um die Studienberechtigung für Sozialmanagement, Kommunikation und Marketing zu erhalten, die sie 2015 abschloss. Heute arbeitet Margarete G. als Fundraiser*in für eine Stiftung in München. Sie liebt ihren Beruf und ermuntert andere, es ihr gleichzutun: „Es ist niemals zu spät für neue Wege!“.

Berufliche Wertegänge wie der von Margarete G. sind bewundernswert und regen zum Nachdenken über das eigene Leben an. Doch den Zeitgeist treffen sie eher nicht, leben wir in einer Zeit in der Frühstarter gefeiert werden: Kinder die Konzerte geben, 25-Jährige, die bereits millionenschwere Unternehmer sind. Die sogenannten „Spätblüher“ scheint man eher zu belächeln. Wer relativ spät beginnt seine Potenziale auszuschöpfen, muss sich kritische Fragen gefallen lassen. Mit 40 noch mal die Schulbank drücken: Ist das nicht Zeitverschwendung? Schafft der /die das? Mit 70 als Künstlerin arbeiten: Ist ihr das nicht früher eingefallen?

Eine späte Blüte für möglich halten

Reift der Eindruck, sein Potenzial noch nicht voll entfaltet zu haben oder sich gar auf einem falschen Wege zu befinden, besteht der erste und vielleicht wichtigste Schritt darin, sich für Veränderungen zu öffnen. Man sollte auf kristallisierende Momente achten, Momente die zeigen wo die wahren Interessen und Talente liegen. Einen weiteren Schritt kann man Mithilfe von Ratgebern und Selbsttests machen. Auch ein Coach ist in diesem Prozess hilfreich. So lässt sich fundiert herausfinden, welche Potentiale man hat und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.

Fest steht, jeder hat eine andere Meinung zu diesem Thema. Man darf sich von den negativen Kommentaren nicht beirren lassen. Objektive Berater sind in einer Findungsphase wichtig. Man kann Vorträge oder Workshops besuchen, wo man Gleichgesinnte trifft oder mit Menschen sprechen, die davon erzählen, wie sie es geschafft haben. Die Hauptsache ist: Man bleibt irgendwie positiv.

Quellen:
Horst Conen, Coach: „Vom Mut endlich Neues zu wagen“, Bastei Lübbe
Psychologie Heute, 47. Jahrgang, Heft 9, Beltz Verlag, Weinheim

Bist Du auch ein Spätblüher und möchtest Deine Erfahrungen teilen, dann schreibe mir.
kontakt@rosalindeschwarz.de

 

 

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