Liebesmüh, Millionen Menschen suchen online einen Partner. In Zeiten des Internets scheint das neue Glück immer nur einen Maus-Klick entfernt. Doch viele machen ernüchternde Erfahrungen, fühlen sich ausgebrannt vom online-Dating. Nach unzähligen Dates hat sie Schluss gemacht. Sie, 58, klug, attraktiv, verwitwet. 25 Internet Dates binnen eines Jahres hatte sie bis dato absolviert, 25 Mal vor dem Spiegel herumexperimentiert, bis ihr Outfit mühelos zusammengewürfelt aussah, 25 Mal auf die Liebe gehofft. „Das war ein richtiger Nebenjob, der sich irgendwann anfühlte, als würde ich eine Studie zum Thema machen.“ Und dann? „Hörte ich auf zu suchen, hörte auf, gefallen zu wollen, und sofort war dieser Druck weg, es war, als hätte ich ein Korsett ausgezogen.“
Swipen wie am Fliesband
In der Theorie war es noch nie so leicht, einen neuen Partner zu finden wie heute. Zumindest lässt sich im Internet ständig und überall danach suchen, ob vom Büro oder vom Bett aus, Hauptsache Handyempfang. Swipen, Daten, wie am Fließband, lautet die Devise, denn wer nicht sofort überzeugt, wird abserviert. Und wo bleibt die Liebe? Ein 47-jähriger Betriebswirt nutzte gleich drei Dating-Apps. „Mir ging es da nur um Spaß“, verrät er. So wie viele Nutzer, entwickelte er nach und nach ein detektivisches Gespür für Fake-Profile. „Nachdem ich mich auf eine Elfe gefreut, die sich als Wallküre entpuppte“, scherzt er. „Ein Match auf die Apps zu bekommen, ist schwer genug, dann das unkontrollierte Swipen, es hat bei mir Überhand gewonnen“. Swipen wurde zur Routine, Texten zu einer Bürde und viele Dates führten von einer Ernüchterung zur nächsten.
„Ein Match auf die Apps zu bekommen, ist schwer genug, dann das unkontrollierte Swipen, es hat bei mir Überhand gewonnen“
Allein bedeutet nicht automatisch einsam
Über Apps werden potentielle Partner durch eine Wischbewegung, rechts gleich top, links gleich Flop. Swipen heißt die Wisch-Erfindung. Mit den neuen Onlinediensten ist ein Markt entstanden, auf dem Menschen miteinander konkurrieren, ohne dass die Regeln dafür klar sind. Ein Markt, dessen Besuch Männer und Frauen ganz unterschiedlich erleben und auf dem wie sonst auch im Internet der Ton oft rau ist. Immer mehr Menschen fühlen sich vom online-Dating ausgebrannt, fühlen sich gereizt, gestresst und gefrustet. Die Gefahr in ein sogenanntes Dating-Burnout, herbeigeführt durch übermäßige Nutzung von Apps, ist gegeben. Der 47-Jährige fasste sich ein Herz und löschte sämtliche Apps von seinem Handy. „Anfangs dachte ich, dass mir die Anwendungen fehlen werden, doch schnell merkte ich, dass es mir einen gewissen Ballast genommen hatte“. Er habe bis dato nicht mehr das Bedürfnis, herumzuswipen, inhaltslose Floskeln zu texten oder Verabredungen auszumachen. „Allein bedeutet nicht automatisch einsam“, sagt er. Er habe sich einen Spruch in die Küche gehängt und darauf steht: „Was zu Dir gehört, wird zu Dir kommen.“. Eine Liebesbeziehung sei definitiv eine Bereicherung, aber keine Notwendigkeit.
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